Es war einmal…so fängt eigentlich jedes Märchen an, das hier ist aber keins. Glücklicherweise ist es die Realität. Ich habe es geschafft 200 Routen im Grad 8a bis hin zu 8c+/9a zu klettern. Und ich bin stolz darauf.
Im Jahr 2009 fing es an – da hatte ich meinen ersten Felskontakt. 2012 mit 13 Jahren war es dann soweit, dass ich mit Dirk Uhlig und meiner Mutter einen Frankenjuratrip machte. Dirk stellte mir Dumbo 9-/7b+ an der Klinge vor. 1x im Toprope ausgecheckt, im Vorstieg durchgestiegen - 1. Lebensziel Tick. Das ging schnell, kann also nicht das Ende der Fahnenstange sein, dachte ich mir seinerzeit.
Puff 8a Os Mula / credit: Viola Wolfermann
Ein Jahr später – neues Ziel, der erste 10er sollte her. Wieder im Herbst ging es auf Klettertrip nach Sizilien. Letzter Tag, erste 8a des Urlaubs die ich anfasste – zweiter Versuch und zack. Gut ich gebe zu, das Urlaubsgrading hat mir sicherlich etwas geholfen, aber für mich wird es immer meine erste 8a bleiben. Super Santos hieß das Gerät. Der Spot war jedenfalls genial, mal ganz abgesehen vom Grading.
Im Jahr 2014 ging es dann weiter mit Desperado 10-/F8a+ meiner ersten Route mit einer 10 davor im Frankenjura. 2015 folgte mit Fraue Finger 10/F8b – wohlgemerkt einer der ersten 10er Italiens im Val Masino – mein nächster Fortschritt auf der Gradleiter.
Steiny 8a Flatanger / credit: Viola Wolfermann
Bis ich den ersten 11er in Angriff nahm, brauchte es in etwa 40 weitere 10er. Im Frühjahr 2017 fiel dann mit New Orleans Heavy Weight Division meine erste 8c und damit meine 48. Route im Grad 8a aufwärts. Für diese Tour benötigte ich damals 2 Sessions anstelle von zwei Go’s – man sieht – das Projektieren lernen, kommt einfach mit der Zeit.
Ich habe immer viel Wert auf Meter gelegt. Um sehr schwere Routen zu punkten, war es für mich essentiell, viele etwas weniger Schwere zu klettern, um in einen gewissen Sendingflow zu kommen. Der Kopf muss passen, ständig nur im Seil zu hängen, war noch nie so meine Sache.
Student Frankenjura / credit: Pia Zuber
Dieses kleine Wörtchen Flow, hat sicherlich einen großen Teil dazu beigetragen, nach und nach immer mehr Ticks im Grad 8a aufwärts zu sammeln. Und obwohl manchmal als oldschool verschrien - die Variante der Sendingpyramide – bei der man viele schwere Touren klettert, um dann ein paar noch Schwerere zu machen, hat sich für mich trotzdem bewährt.
So purzelten also seit Herbst 2013 bis zum jetzigen Frühjahr 2022 200 Routen in verschiedensten Ländern und Gebieten - im Grad 8a bis 8c+/9a. Dabei habe ich sowohl die schnellen Begehungen genossen, als auch den Prozess des Projektierens – wie bei meiner zweiten 8c Mundo Sonando in Chulilla – lieben gelernt. Neun ganze Jahre, in denen ich mich dem Klettern mit viel Energie und Lebenszeit gewidmet habe. Und ich bleibe dran. Denn eins habe ich gelernt – im Klettern lernen, heißt fürs Leben lernen.
Nullkommanix 8a+ Frankenjura / credit: Martin Classen
Als ambitionierter Kletterer investiert man viel Zeit in sein Tun. Erfolg und „Scheitern“ – ich nenne es „Lernprozess“ liegen nah beieinander und werden sich beständig abwechseln. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Und wenn man diese Chance erkennt, kann man enorm wachsen als Persönlichkeit. Das ist mein Weg den ich gehe. Und ich danke allen meinen Wegbegleitern – ohne Euch wäre ich nicht hier, wo ich jetzt bin!
„In der Herausforderung liegt die Möglichkeit!“ (Albert Einstein)
Auf viele weiter schwere Züge und Meter.
Danke an meine Sponsoren für euren jahrelangen Support – ohne Scarpa würde ich wahrscheinlich auch heute noch meine Projekte hangeln.
Text & Bild: Paul Steinig
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