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ÉTAT DE CHOC – KLEINER GLOCKENTURM VON PORTALET

Nach Anfahrt und Übernachtung im Van liefen wir früh morgens schwer bepackt mit fast einem doppelten Rack, Biwak-Equipment und Essen für zwei Tage los. In flottem Marschschritt ging es den schön angelegten Bergwanderweg hoch in Richtung Cabane d’Orny und weiter auf einem gut markierten Pfad, der hinauf zum Clocher führte. Beim ersten Anblick der 300 m hohen Nordwand lief Tobias und mir ein kalter Schauer den Rücken runter.



Wir legten die Rucksäcke ab, hängten die endlos vielen Cams an den Gurt und tranken ein letztes Mal Wasser.  Danach ging es über ein relativ heikles Schuttfeld an den Einstieg zu den Touren der Nordwand.
 
L1 und L2 – Chocoolique
Wir wählten den Einstieg über die zwei Seillängen der Route „Chocoolique“ welche beide mit 6b+ bewertet und teilweise mit Bohrhaken abgesichert sind. Die zweite Länge hat die Crux an einem feinen Fingerriss und endet im Schuttaufstieg zum eigentlichen Einstieg der Route „État de Choc“.
 
L3 – 6b+ Boulderproblem
Der Charakter der Tour ändert sich ab dieser Seillänge schlagartig und auch die Bewertung. Der Einstieg ist steil, der Granit sehr geschlossen und zeigt sich als Riss, der in einem Boulder-Move. Die Stelle ist zum Glück mit einem Bohrhaken gesichert.



Herber Beginnn! In jedem anderen Gebiet wäre das locker eine 6c gewesen. Aber die Remy Brüder konnten halt klettern…
 
L4 – 6c Faustriss
Nun startet das eigentliche Risssystem, welches die gesamte Nordseite der Wand durchzieht. Ich behängte mich mit allen Cams und startete in einem Hand- bzw. Faustriss, der nach außen geöffnet war und ich somit die Klemmer und Placements weit hinten im Riss suchen musste. Geile Kletterei, abgesichert an Cams, kein Bohrhaken weit und breit.
 
L5 – 6b+
Es stellte sich heraus, dass ich zu früh Stand gemacht hatte und der eigentliche Stand zehn Meter weiter oben war. Wir entschieden, dass wir das als separate Länge klettern wollten, um später eine bessere Einsicht auf den Monster Offwidth, die erste Crux-Länge zu haben. Ein feiner Finger-Riss rechts, breiter Riss links, am Ende noch eine kleine Boulderstelle über einen Klemmblock und schon am nächsten Stand – easy und mit kleinen Cams  gut absicherbar.


 
L6 – 7a Offwidth
Wir beiden hatten gehörig Muffensausen vor dieser Länge, so furcht- und respekteinflößend sah dieses Teil von unten aus. Ein überhängender Körper- und Schulterriss, der wohl schon so manchen starken Kletterer verschlungen hat. Die Länge startet noch easy mit einem perfekten Handriss, der durch Ausspreizen entschärft wird und verläuft unter ein kleines Dach, wo es dann so eng wird, dass man sogar seinen Helm abnehmen muss.
 
Bei mir war es dann folgendermaßen: einatmend klemmte ich wie ein Keil fest, ausatmend konnte ich mich immer wieder zentimeterweise hochschrubben – nichts für Klaustrophobie. Raus an die Kante einen Crimp wegdonnernd und einen guten Tritt um die Ecke findend konnte ich diesem Menschenfresser entkommen.



Ich setzte danach auf die Rissklettertechnik Chickenwings (angewinkelter Arm im Offwidth) und Knieklemmer und an der breitesten Stelle dann auf einen Doppel-Schulterklemmer, der sich super als Restpoint anbot. Nun kam der härteste Abschnitt: Der Wechsel von Ganzkörper-Klemmer auf Schulterklemmer in sehr steilem Gelände und die letzten Meter zum Stand.

Ich meisterte das irgendwie - frei geklettert - Puls 190 und der Mund trocken wie die Sahara.
Was für ein Wahnsinns-Kampf, was für eine Länge! Ich befand mich nach der Seillänge tatsächlich in einem muskulären und mentalen Schockzustand, wie der Name der Route ‚État de Choc‘ schon verrät.
 
L7 – 6c Doppelriss
Es folgte ein breiter Riss, den man per und Schulterklemmer klettern muss und der auf einem gemütlichen Sockel endet.
 
Nun kam eines der Highlights der Tour. Ein verschneidungsartiger 25 Meter Doppelriss, der in der Breite zwischen Hand- und Faustklemmern variiert. Ich arbeitete mich langsam, aber stetig nach oben, immer die gleichen Moves. Links perfekt klemmen, rechts an der Kante höher greifen, den linken Fuß in den Riss klemmen, rechten Fuß auf Reibung anstehen. Wahnsinn - diese Länge im Onsight hat mir alles abverlangt.


L8 – 7a Offwidth, Boulderproblem und Faustriss
Ich startete in den nächsten Offwidth-Riss, der anfänglich noch durch eine Gammelschlinge an einem Klemmblock (wahrscheinlich noch von der Erstbegehung) und einem großen Cam abgesichert werden konnte. Die restlichen fünf Meter über einem der wenigen Bohrhaken zu einem Podest hoch war ein nicht abzusichernder überbreiter Riss, wohl die unangenehmsten Meter der Tour.
 
Im Anschluss folgte kräftiger 7a Boulder zum nächsten Absatz. Der zu einem 20m langen, cleanen 6b+ Hand- und Faustriss führte. Am Ende bastelte ich aufgrund von Seilzug und Mangel an Gear selbst einen Stand, der aus einem bunten Mix an Fixpunkten bestand.


L9 – 6a+ Gipfelausstieg
Zum Ausstieg ging es über ein kleines Dach aus zusammengebackenen, etwas wackeligen Blöcken, zur Gipfel-Madonna. Wir hatten unseren Traum erfüllt und waren unglaublich stolz. Ein gehöriges High-Five, flottem Abseilen und nach gerade mal 45 Minuten standen wir wieder am Einstieg, mehr oder minder im Schockzustand.
 
Fazit:
Für Risskletter-Experten ist „État de Choc“ eine der herausragendsten Touren in dem Grad im gesamten Alpenraum und ein wahres Traumziel. Manch einer vergleicht die Tour sogar mit Touren wie Astroman oder Rostrum im Risskletter-Mekka Yosemite-Nationalpark. Am Petit Clocher du Portalet gibt es auch noch viele weitere Risskletter-Highlights – definitiv einen Besuch wert.



Autor: Simon Eberstadt
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