Nachdem ein kleines Passagierflugzeug die Bergsteiger am „strip“ quasi aussetzt, ziehen sie mit „sledges“ all ihr Equipment auf den Eisriesen, sobald es steiler wird, wird ein „cache“ (Lager im Schnee) angelegt, das in den nächsten Tagen abgeholt wird. In den Camps herrscht sowohl Tags als auch Nachts ständig Betrieb, Alpinisten bereiten sich auf den Weitermarsch vor, andere kommen nach erfolgreicher Gipfelbesteigung zurück, bauen direkt ihr Lager ab und machen sich auf den Abstieg - durch die Lage so weit im Norden wird es im Sommer lediglich etwas dämmrig und nicht mehr dunkel.
Die Community am Berg ist wirklich amüsant, es gibt so viele interessante Charaktere aus der ganzen Welt und weil man absolut keinen Handyempfang hat, „muss" man sich tatsächlich mit den Menschen um einen herum unterhalten! Navy Seals beim Training, einen Handchirurg aus UK, Italiener, Franzosen, Polen geben uns ihr Essen, das sie nicht mehr benötigen. Man hilft sich gegenseitig - wo auch immer es geht.
Ursprünglich wollen wir den Cassin-Grat klettern, aber der Weg über die North Folk war leider zu spaltig und die Bedingungen in der Route haben von Weitem auch nicht übermäßig gut ausgesehen, eine Rettungsaktion in dieser Abgeschiedenheit birgt immense Risiken. Und so entschieden wir uns für den Normalweg, den West Buttress. Leider begann schon am 2. Tag eine Teilnehmerin unserer Expedition stark zu Husten und auf 4.300m ist die Regeneration einfach nicht wirklich gegeben. Nach einigen Tagen Pause, ständigem Hin und Her-Überlegen und deutlicher Verschlechterung entschieden wir und schlussendlich dafür am nächsten Tag abzubrechen. Als wir am nächsten Morgen alles zusammenpackten, dachte ich mir, dass ich vermutlich nie wieder hierher kommen werde und eigentlich den Gipfel zumindest versuchen müsste. Nach kurzer Beratung mit den anderen beiden aus unserem Team, stopfte ich alles notwendige in meinen Rucksack, packte die Skier und startete nach oben.
Trotz Kälte und starkem Wind ging alles wie am Schnürchen, 14.000ft Camp, Gipfel, 14.300ft Camp in knapp 6,5h, mit Skiern geht es einfach schneller bergab ;). Ich packte die restlichen Dinge in meinen Dufflebag, band die sledge daran und fuhr weiter ab, um die anderen einzuholen, was ca. 1.5h vor dem Airstrip perfekt getimed passte. Was ein Erlebnis!
Text: Philipp Reiter
Bild: @the.adventure.bakery