Ich wurde jedoch direkt mit dem ersten Hindernis konfrontiert. Mein Plan durch das Yosemite Valley zu fahren und so die Sierra Nevada zu durchqueren, ging nämlich nicht ganz auf, da diese Straße aufgrund der starken Schneefälle gesperrt war. So machte ich mich anstelle auf den Weg Richtung Sacramento, um von dort Lake Tahoe als ersten Stopp anzusteuern. Nach vier Stunden Fahrt durch wunderschöne Berglandschaft erreichte ich den atemberaubenden Lake Tahoe. Um den See und die Berge herum sind eine Menge weltklasse Boulderblöcke verteilt. Die einzelnen Gebiete sind jedoch etwas separiert und teilweise nur durch eine 2 Stunden Wanderung zu erreichen. Aufgrund der hohen Lage ist das Gebiet eigentlich eher im späten Sommer bis frühen Herbst zu empfehlen, daher hielt ich mich in den tiefer gelegenen Bereichen an der Küste des Sees auf. Meinen ersten Tag verbrachte ich in dem Teilgebiet Bliss und kletterte dort viele leichtere Boulder, um mich an den Fels zu gewöhnen. In der Nacht nach meiner Ankunft begann es zu schneien, was zwar die Landschaft nur noch schöner machte, hingegen aber das Navigieren durch die Gebiete und das Finden trockener Boulder deutlich erschwerte.
Da für die kommenden Tage noch mehr Schnee in Aussicht war, entschloss ich mich weiter Richtung meines Hauptziels Bishop zu fahren. Ich folgte dem Highway 395 südlich durch verschiedenste Vegetation, vorbei an riesigen Bergseen, durch schmale Täler bis zur Kleinstadt Bishop. Als ich dort die ersten Pickups beladen mit Crashpads durch die Straßen fahren sah, wusste ich, dass ich richtig war. Von Bishop erreicht man nach 20 Minuten Fahrt auf einem holprigen Feldweg die Buttermilks. Wow! Die Szenerie ist einfach majestätisch. Die ersten Blöcke die einem ins Auge stechen sind die riesigen Graniteier Grandpa und Grandma Peabody, welche ungefähr 16m hoch sind und wahrscheinlich die bekanntesten Highballs der Welt beinhalten. Im Hintergrund ragt wie aus dem nichts der 4020m hohe Basin Mountain empor. Definitiv ein Anblick der sich aushalten lässt. Die ersten Tage verbrachte ich hauptsächlich damit Klassiker wie „Iron Man“, „Cave route“ oder „Buttermilk stem“ zu klettern und Leute kennenzulernen, mit denen ich in den kommenden Wochen schwerere und höhere Boulder probieren kann. Es macht nämlich nicht nur deutlich mehr Spaß gemeinsam zu probieren, sondern es ist dadurch, dass die meisten Blöcke hier doch etwas höher sind, definitiv von Vorteil viele Crashpads und einen Spotter zu haben.
Eines meiner Highlights war die Begehung des Highballs „Footprints“, welcher an der Rückseite des Grandpa Peabody Blocks hinaufführt. Nach 7 schweren Zügen durch den Überhang gilt es die 12 Meter lange wacklige Austiegsplatte mit ordentlich Luft unter den Sohlen zu bezwingen. Einen ruhigen Kopf zu bewahren und der Reibung der Schuhe zu vertrauen ist Pflicht, da es an diesem Punkt kein zurück mehr gibt. Definitiv ein Nervenkitzel für nicht Jedermann. Aber gerade das macht das Gefühl diese Linie auszutoppen und oben auf dem gigantischen Block zu stehen unbeschreiblich. Das größte Highlight meines Trips war jedoch der Durchstieg des Chris Sharma Klassikers „The Buttermilker“ als meine erste 8B fb.
v. l. n. r. „Footprints“ & „The Buttermilker“ (8B fb)
Der Boulder startet im Sitzstart unter einer kleinen Dachkante. Die Crux besteht darin von einem Untergriff einen weiten dynamischen Zug auf einen Sloper über der Dachkante zu machen, um dann mit Hilfe eines Toehooks drei weitere kräftige Züge an schlechten Slopern zu absolvieren. Als ich den Boulder das erste Mal probierte, gelang es mir nicht einmal die Einzelzüge separat zu klettern. Umso mehr freute ich mich nach 4 Sessions projektieren und perfektionieren der Bewegungen den Boulder auszusteigen. Eine Erinnerung die ich nie vergessen werde. Das war bestimmt nicht meine letzte Reise an diesen traumhaften Ort. Bis bald Buttermilks!
Text und Bilder von Philipp Kuczora
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