Der Boden ist hart unter unseren Füßen, nichts bewegt sich. Es riecht nach Erde und Tacos. Wir sind in Mexiko, genauer gesagt auf der Halbinsel Yucatan in Cancun, Merida. Das Boot ist aus dem Wasser und liegt stolz auf Holzsockeln in einem trockenen Hafen. Das Team ist damit beschäftigt, einen Van zu finden, die Samsara aufzupeppen und sicher zu stellen, dass in den Folgemonaten nichts beschädigt wird…und voller Vorfreude auf die Klettergebiete in Yucatan.
Nach nur wenigen Tagen und einigen Recherchen, verlieben wir uns in einen Van. Aber nicht irgendein! Ein großes Wohnmobil aus einer anderen Zeit. Mindestens doppelt so alt wie Soline, verzaubert es uns mit seinem Stauraum und seinem Old-School-Touch. Der Deal mit den Eigentümern des Vans, einer sehr netten mexikanischen Familie, mit der wir einen Heiligabend made in Mexico verbringen, ist schnell erledigt, jedoch nicht ohne Ängste und Befürchtungen...
Nichts trennt uns mehr vom Endziel dieser Reise: Amerika und seinen schönsten Felsen! Na gut, noch ca. 6000 Km.
Am Tag der Abfahrt ist die Aufregung groß und die Wecker klingeln schon vor Sonnenaufgang. Das erste Team von stolzen und motivierten Fahrern, Clovis und Seb, ist bereit, den berühmten mexikanischen Straßen zu trotzen. Der Motor springt an «VROOM» - die Straße gehört uns! Scheinwerfer? Funktionieren nicht…verdammt. Nach ein paar Stunden Spezialunterricht in Sachen Elektrotechnik für Seb, Loic und Clovis, sind wir endlich bereit, den Hafen zu verlassen. Scheinwerfer brauchen wir eh nicht, es ist ja Tag…
Fahren wir die Nacht durch?
Einige, die besonders motiviert sind, übermorgen Fels anzufassen, plädieren für koffeinhaltige Nachtschichten. Die anderen, vernünftiger, wollen für die Nacht anhalten: Nachts fahren in Mexiko ist anscheinend keine leichte Aufgabe, Löcher in der Straße, Fehlen von Markierungen, Raser, Lastwagen mit großen Scheinwerfern, Kriminalität, korrupte Polizei-Checkpoints und keine Scheinwerfer!
Die Debatte hatte kaum Zeit, sich zu entfachen, als sie abrupt durch eine Zwischenfall endet: Jean-Elie hatte keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug und dicker weißer Rauch stieg aus der Motorhaube. Panik brach aus und alle packten mit an, um das Biest auf einen sicheren Parkplatz zu schieben. Eins steht fest: wir werden eine Pause für die Nacht einlegen müssen! Schnelle Diagnose durch unsere Chefmechaniker Loic und Bapt: Der Keilriemen ist nicht mehr funktionsfähig und der Motor lässt sich nicht mehr runter kühlen.
Nach weiteren Stunden Reparaturarbeit, machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg. Kaum gefahren, folgte auch schon das nächste Problem.
Nothalt an einer Mautstelle, dieser Motor steckt voller Überraschungen. Aufgrund von sehr freundlichen, hilfsbereiten Menschen, kommen wir wieder auf Kurs. Weiter ging es auf dem mexikanischen Highway.
Endlich Zeit zu feiern! Die Piratenbande ist nur noch zwanzig Kilometer von den lang ersehnten Felsen entfernt. Die Crew schmiedet schon Pläne für die Ankunft am Nachmittag: einige wollten Laufen gehen oder eine Stirnlampenklettereinheit einlegen, andere sehnten sich nach einem Bier und Tacos. Loic fuhr das letzte Stück bergauf und es fing wieder an, ziemlich interessant zu werden: Die Straße beginnt sich zu neigen, zu drehen und mit uns zzgl. Hundert Kilo Ausrüstung + Essen, wird es schwer, das altes Wohnmobil zu manövrieren. Der Motor brüllt, die Geschwindigkeit sinkt, aber es kämpft. Kurve für Kurve bringt es uns immer höher. Loic hat Schweißperlen auf der Stirn und wir rufen: "Alllleeeeezzz!!!"
Plötzlich passiert es, das Wohnmobil ächzt und kommt zum Stehen. Hinter uns eine Reihe von Autos und vor uns...ein Krankenwagen mit lauten Sirenen, die aufheulen. Und genau in diesem Moment entscheidet sich unser liebes Wohnmobil anzuhalten. Loic, dessen Schweißperlen sich nun zu einem Rinnsal formten, versuchte mehrmals den Motor zu zünden, vergeblich. Zeit anzupacken, alle steigen aus dem Van und schieben. Wir schieben, wir schreien, wir filmen (ja, alles wurde gut festgehalten). Nach einer guten Minute in der Krise, schafften wir es, unseren Wal auf die Seite zu schieben und der Krankenwagen kann passieren. Puh!
Kaum haben wir uns von unseren Emotionen erholt, wird uns mitgeteilt, dass die Krux noch vor uns liegt. Die folgenden Kilometer sind viel steiler und es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir unser Ziel erreich werden. Doch unser Wohnmobil rollt schon wieder…
Die Spannung ist auf ihrem Höhepunkt. Werden wir es schaffen? Erst am nächsten Tag, mehrere Pannen und Stopps später, schafften wir die restlichen 10Km, Dank der Hilfe eines Abschleppwagens!
Wir sind am Ziel. El Salto - das berühmteste Sportklettergebiet in Mexiko!
Seb fiel in seinen üblichen Rausch und sendete. Die meisten Sektoren, hat er fest im Griff und Begehung seiner ersten 8b+ ist ein Anblick zum Genießen. Endlich Grund zum Feiern! Soline schrammt ganz nah an ihrer ersten ersten 8b vorbei. Als nächstes steht die Erweiterung von "Dantes Infierno", eine klassische 8a+, an. Die großen Felsen und Klippen von Mexikos El Salto ziehen uns an, wir lassen uns nieder, wir bleiben hier, wir genießen!!
Bilder: Julia Cassou
Text: Sebastien Berthe
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