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CHIARA HANKE - SPORTKLETTERN IN OLIANA

Endlich stand er vor der Tür: der langersehnte Klettertrip nach Siurana/Margalef. 4 Wochen Spanien waren geplant. Eines der wenigen Zeitfenster im Jahr, in denen ich zusammen mit Chris für eine längere Zeit am Stück unterwegs sein könnte. Dann folgender Anruf kurz vor der Abreise von Chris: Bizepssehnenriss im Trainingslager. Das war es dann wohl mit meinen langersehnten Trip. Da wir schon vor Jahren eine Abmachung getroffen hatten, uns nicht gegenseitig durch berufliche Engpässe oder Verletzungen den Klettertrip zu vermiesen, ermutigte mich Chris, einfach mal in die Runde zu fragen, ob zufällig wer zeitgleich geplant hatte, wegzufahren. Wie es der Zufall so wollte, hatten einige meiner Kletterfreunde aus der Fränkischen zeitgleich einen Trip nach Oliana geplant. Also wurden kurzerhand die Fingerlöcher in Margalef gegen 50 Klettermeter an Tufern getauscht.
Kleiner Tipp für die Packliste in Spanien:
  1. Kneepad (Verhindert einige Schürfwunden und Blaue Flecken gerade bei Tufas)
  2. Tape, Schleifpapier, Nagelklipser und Sekundenkleber (Hilft bei Cuts und bei deren Vorbeugung)
  3. 40 x Exen (das reicht für eine Tour + Reserve)
  4. 100m Seil (damit man überall wieder runterkommt)
  5. Sonnencreme (für heiße Tage)
  6. Daunenjacke, Mütze, Handschuhe und eventl. Dauenhose (für kalte und windige Tage)
  7. Sicherungsgerät, Gurt
  8. Sicherungsbrille (die Touren sind sehr lang und man ist ewig unterwegs)
  9. Kletterschuhe: ich habe mich für den Furia Air (weich) und den Instinct Woman VS (medium hart) entschieden
  10. Pro Tipp für Camper: Gasflaschen Adapter, da bei den großen Gasflaschen in Bus die Spanier einen anderen Anschluss verwenden
  11. Gute Musik/Hörbuch für die lange Anreise


Der Erste Eindruck von Oliana muss sich beim Zustieg ungefähr so anfühlen wie der Eindruck bei einem Surfer, der auf die nächste Welle wartet und aus einem kleinen sanften Hügel eine Big Wave wird. Denn genau das ist Oliana, eine Big Wave unter den Sportklettergebieten. Eine mächtige überhängende Wand erstreckt sich auf gut über hundert Metern Breite. Wer hier nach ganz oben klettern möchte sollte auf jeden Fall 35 Exen, ein 100m Seil und eine gehörige Portion Ausdauer dabeihaben. Für mich persönlich sind Touren mit so einer Länge und Ausgesetztheit immer etwas Besonderes. Daher habe ich mir von Anfang an eine Taktik überlegt, um mich optimal anzupassen. Um schwere Touren in der Nähe des Leistungslimits klettern zu können, kommt es aus das Klettertempo, den Kletterfluss, die Rastpositionen und auf die Pause zwischen den Touren an. Um das optimal abzurufen zu können, ist es für mich persönlich wichtig viele Klettermeter und eine gewisse Eingroove-Zeit in einem fremden Klettergebiet zu haben. Diese geben mir Selbstvertrauen und eine gewisse Confidence für schwere Touren. Damit war das Tagesprogramm vorgegeben. Einmal ran an den Riegel und sich von links nach rechts alles hochquälen, wo mindestens eine 7 davorstand.



Diese Taktik erwies sich als eine sehr gute Entscheidung. Schnell merkte ich, wie sich mein Kletterfluss, meine Erholungsfähigkeit und die Entscheidungen, die man während des Kletterns trifft, sich verbesserten. Nachdem ich mehrere Touren bis 8b+ sehr zügig geklettert bin, beschloss ich, mir etwas Schweres anzuschauen. T1 Full Equip (8b+/8c) schien genau die richtige Tour dafür zu sein. Sie war mir nicht nur aufgrund ihrer Länge von „nur 35 statt 50m“ sehr sympathisch, sondern auch der Einstiegsboulder führte zu weiteren Sympathiepunkten. Die strukturell sehr interessante, aber doch im Vergleich zu den Linien in der Hauptwand eher unscheinbare Route gehört hier eher noch nicht zu den „Kinglines“, obwohl sie den anderen Touren definitiv um nichts nachsteht. Nach einem Einstiegsboulder kommt eine gute Rastposition, bevor ein weiterer Boulder an Schultergriffen, Löchern und Leisten gelöst werden muss. Danach ist es eine eher anhaltende Kletterei mit einem Verlängerungszug in der Mitte, an dem man definitiv Gas geben sollte. Aber auch die Leisten danach können für einen guten Pump sorgen und so versuchte ich während des Goes auch immer wieder zu rasten oder meine Arme wenigstens ein bisschen anzuschütteln. Denn sobald ich einmal einen Vollpump besitze, muss ich rennen, denn erholen kann ich mich dann nicht mehr. Da diese Tour in wenigen Versuchen durchsteigen konnte und sie mir vom Liegefaktor entgegenkam, fasste ich meinen Mut zusammen und wagte eine Blick in Mindcontrol (8c/(+)), die für mich persönlich rein optisch am beeindruckendste Linie an der Wand.

Die 45-Meter lange überhängende Wand- und Sinterkletterei forderte mit ihren kräftigen Sinter-Zangen und weiten Zügen an Leisten und Löchern ganz schön meine Ausdauer. Zwar kommen immer wieder gute Rastpositionen, aber das reichte bei mir nicht aus, um mich richtig frisch zu fühlen. Auf knapp 40m kommt ein sehr signifikanter, koordinativer Kreuzzug. Er fühlt sich deswegen so einzigartig und so beeindruckend an, weil man beim Kreuzen gleichzeitig seine Füße umstellen muss und somit direkt den Blick 40m steil runter in die Tiefe richtet. Im Anschluss daran muss man noch weitere 5m kleingriffigere Ketterei zur Umlenkung bewältigen, die für mich definitiv die Crux waren. Nachdem ich beim Zug zum Topgriff gepumpt gestürzt war, wusste ich warum der Name „Mincontrol“ so hervorragend passt. Denn wie Wolfgang Güllich in etwa schon so schön sagte „Die Birne ist der wichtigste Muskel“. Deshalb gönnte ich ihr und auch meinen Körper eine Nacht Erholung, bevor ich super motiviert am nächsten Tag den Topgriff festhielt.



Da uns noch ein bisschen Zeit in Oliana übrig blieb, nutze ich diese, um mir Fisheye (8c) anzuschauen. Fisheye ist eine 50m lange athletische Tour, die von vielen als einer der physisch am anstrengendsten Touren in dem Grad an dem Wandriegel beschrieben wird.  Grund ist die steile Wandneigung. Die Tour enthält zwei Boulder: Einen in der Mitte und einen ganz und damit meine ich wirklich ganz oben. Der erste Boulder ist eine pressige Passage mit mehreren schlechten Unter- und Seitgriffen, der mir persönlich richtig gut gefallen hat. Danach ist man gut angeplättet und quält sich geradezu noch die restlichen 20m zum nächsten Boulder hoch. Dieser ist technischer und besteht aus kleinen Löchern und Leisten. Wenn man allerdings zu viele Körner auf den Weg lässt, fehlt oben raus einfach die Spannung oder die gewisse Reserve im Unterarm. Oliana wäre nicht Oliana, wenn man nicht hin und wieder in der Ausstiegsplatte abfallen würde und sich dann, wie Sisyphos im wahrsten Sinne des Wortes wieder am Anfang des Berges befindet. Doch zum Glück waren die Götter gnädig und mir blieb dieses Schicksal erspart. Sehr happy klippte ich die Umlenkung.

Das Zeitfenster in Oliana wurde aufgrund der Ausrichtung nach Südost und der steigenden Temperatur knapper und aufgrund der Länge, reichte der Tag meistens nur noch für 1-2 Versuche pro Tag. Deshalb entschied ich mich, obwohl uns noch knapp eine Woche bis zum Ende des Trips blieb, kein weiteres Mindgame mehr eröffnen und die verbleibende Zeit zu nutzen, um mir noch was Schwereres anzuschauen, um das nächste Mal hoffentlich mit Chris wieder zurückzukehren. Mit Gorillaz en la Niebla (8b+), einen kräftigeren Boulder an Löchern beendete ich meine sehr schöne Zeit in Oliana und konnte die Heimreise so platt wie ich war sogar genießen. 😉
 
Text & Bild: Chiara Hanke
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