Also blieb ich hier. Aber als professioneller Abenteurer ist der Platz am heimischen Ofen nur eine temporäre Option. Ich brauchte ein Abenteuer, musste raus und wollte wieder die Elemente spüren. Mein Blick fiel zufällig auf den Bildband „Das grüne Band“ und die Idee kam mir sofort. Warum in die Ferne schweifen? Genauso gut kann ich den Himalaya-Rucksack etwas umpacken, von meiner Tür aus das Grüne Band betreten und dann immer weiter der Nase nach!
Ich wollte es als ein Winter Projekt machen, allein und selfsupported, also mit Zelt, Kocher und eigener Verpflegung. Alles zusammen in einem entsprechend großen Rucksack. Als Schuh wählte ich den neuen MESCALITO TRK GTX, denn er wurde für lange Wanderungen und schnelle Trekkings unter anspruchsvollen Bedingungen entwickelt. Das Design und die technische Finesse des legendären Mescalito Approach-Schuhs wurden hier mit der Stabilität und dem Komfort eines Wanderschuhs kombiniert.
Ich finde SCARPA ist es hier wirklich gelungen einen modernen Trekkingschuh zu designen, der gut zu dem sportlichen Anspruch einer Langstreckenwanderung in mittelschwerem Gelände passt, das gilt sicher nicht nur für das Grünen Band, sondern auch zum Beispiel für den Camino Santiago usw.
Mein Grünes Band
Ich wohne bei Göttingen, ziemlich in der Mitte von Deutschland, unweit der Grenze zu Thüringen und somit auch fast genau auf der Hälfte der Strecke des ehemaligen innerdeutschen Grenzverlaufs. Folglich stellte ich mir die Frage, ob ich nach Norden oder Süden aufbrechen sollte. Meine Entscheidung fiel schnell auf den Süden, weil ich die Region weniger kannte. Ich habe das Grüne Band in zwei Touren aufgeteilt, für die ich mir jeweils ein Limit von 14 Tagen gesetzt habe.
Der richtige Schuh für Langstrecke
Schuhe sind neben dem Rucksack die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände bei einer Langstreckenwanderung wie dem Grünen Band. Der SCARPA Mescalito TRK GTX wurde als komfortabler Wanderschuh für lange Distanzen entwickelt. Das merkt man sofort an seinem sehr angenehmes Abrollverhalten. Es ist kein harter Hochgebirgsstiefel. Mit dem Mescalito TRK GTX möchte man weit gehen und das gelingt auch, denn der Mescalito TRK GTX funktioniert auch auf geraden Strecken wie Feldwegen, er steckt sogar Asphalt ein, gleichzeitig bietet er genug Halt und Steifigkeit für ordentlich Auf- und Ab und auf Pfaden oder Querfeldein Passagen kommt dann so richtig SCARPA als Bergsportmarke durch.
Durch seine hohe Bauart stützt der Mescalito TRK GTX merklich den Bewegungsapparat und wirkt so vorzeitiger Ermüdung bei langen Strecken entgegen. Wie alle SCARPA Schuhe ist er trotz der notwendigen Stabilität und einer gut gedämpften und absolut rutschfesten Vibram-Sohle konkurrenzlos leicht. Der Grund dafür liegt in den verwendeten High Tech Materialien wie dem Dynatec Gewebe von Schoeller, einer wasserdichtechten und Atmungsaktiven Gore Tex Membran, 1,6-1,8mm starkem Oberleder und einer neue Vibram XS TREK EVO-Außensohle. Eine Winterwanderung durch Deutschland verlangt einem Schuh hinsichtlich Wettertauglichkeit alles, wirklich alles, ab. Und das ich jeden einzelnen Tag trockene Füße und keine Blasen hatte, spricht für sich, denke ich.
Die erste Etappe führte mich Ende Januar 2021 von Göttingen über das Eichsfeld, die Rhön und das Thüringer Schiefergebirge sowie Ausläufer des Thüringer Waldes an die Tschechische Grenze. Es sollte der härteste Winter seit acht Jahren werden, wie die Meteorologen später feststellten: Bis auf einen Tag ging ich nahezu die gesamte Zeit im Schnee. In der Hochrhön versank ich stellenweise in hüfthohen Verwehungen, mir blieb nichts anderes übrig, als teilweise auf geräumte Landstraßen auszuweichen. Das tiefverschneite Thüringische Schiefergebirge lies ich notgedrungen ganz aus. So kam ich auf etwa 400 Kilometer als ich nach 13 Tagen die Tschechische Grenze erreichte. Ich schaffte also etwa einen Schnitt von 30km am Tag.
In diesem Februar nahm ich mir die Nord Etappe vor. Ich startete direkt an der Harz Südseite bei Walkenried, noch in meinem Göttinger Landkreis und überquerte das höchste Gebirge Norddeutschlands einschließlich des Brockens (1.147m) in zwei Tagen. Anschließend übersprang ich den sehr langweiligen, agrar-industriell überprägten flachen Teil zwischen Harz und Wolfsburg und stieg direkt in der Moorlandschaft der Drömling wieder ein. In der welligen Moränenlandschaft der Altmark wurde ich dann von dem ersten der insgesamt drei Orkane überrascht. Nach einer durchaus bewegten Nacht, entschied ich mich aufgrund der Gefahrenlage durch herabstürzende Bäume (ich zählte in den folgenden Tagen insgesamt über 400 umgefallene Bäume), auf direktem Wege zur Elbe zu gelangen, um dort zwar windexponiert, aber ohne Wald, die Tour fortzusetzen.
Durch einen kurzen Lift im Auto eines Freundes sparte ich so erneut mindesten zwei lange Wandertage. Ich folgte dem Elbverlauf und bog dann bei Lauenburg ab nach Norden. Entlang typisch mecklenburgischer Seenlandschaften kam ich nach Lübeck, die einzige Stadt auf meiner Tour. Am nächsten Tag, dem elften nach Start, stand ich dann an der Ostsee mit 300km auf dem Tacho.
Infos - Kilometer, Etappen, Orientierungs-Tips
Das Grüne Band empfiehlt sich individuell zu planen. Ich rate davon ab dem Grenzverlauf dogmatisch 1:1 folgen zu wollen. Zu oft bilden sich Länderzipfel, werden Haken und Schleifen geschlagen, diese nicht abzukürzen macht keinen Sinn. Vor allem in Norddeutschland ist das Grüne Band aber auch äußerst lückenhaft und alle sichtbaren Grenzverbauungen sind abgebaut und untergepflügt. Manchmal sind Etappen auch schlichtweg sehr monoton oder verlaufen entlang befahrener Straßen. Da darf man schon mal ausweichen oder abkürzen finde ich. Ich empfehle dringend einen guten Führer, da die dort erwähnten Informationen eine perfekte Ergänzung zu dem reinen GPS Routenverlauf liefern.
Es gibt zahlreiche Führer, teilweise mit eigenen GPS Datenbanken, ich möchte hier die beiden Bände aus dem Trescher Verlag „Grünes Band – Der Norden“ und „Grünes Band - Der Süden“ oder zusammenfassend „Das Grüne Band – wandern im wilden Deutschland“ aus dem Bruckmann Verlag empfehlen.
Text & Bild: Hannes Künkel