Delicatessen ist wirklich von vorne bis hinten ein Genuss! Schon die Anreise und der Zustieg durch die felsige Landschaft des Bavella Canyons lässt jedes Klettererherz aufblühen. Die letzten Jahre habe ich mich vor allem beim Bouldern und Sportklettern rumgetrieben, aber ich hatte schon länger den Wunsch im Hinterkopf, mich auch mal mehr im alpinen Gelände umzuschauen. Als Lara mir von der Route erzählt hat, hat mich sofort die Lust gepackt und ich wollte sie super gerne begleiten. Als „Multipitch-Rookie“ hatte ich gar keine großen Erwartungen an so ein schweres Projekt aber die Vorfreude war dafür um so größer.
Unser erster Eindruck von der Wand war schon mal sehr überwältigend, fünf Seillängen bester Granit umgeben von spektakulären Felsspitzen und Blick aufs Meer. Zunächst haben wir uns auf die erste und schwerste Länge (8b) konzentriert und wurden in der ausgesetzten Ausstiegsplatte gleich mal zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht. Quasi keine Tritte und winzige Griffe haben uns wirklich einiges an Nerven und Power gekostet. Nach den ersten Versuchen in den unteren Pitches hat sich das Ganze ziemlich unmöglich angefühlt und die Schlüsselstelle der 8a (4. Länge) konnten wir erstmal gar nicht lösen. Da wir nach jedem Klettertag einen Restday brauchten, um uns und unsere Haut zu regenerieren, wurde uns schmerzlich bewusst, dass wir gar nicht mehr viel Zeit bis zum Ende unseres 10-tägigen Trips hatten. Zwei Tage noch, für jede von uns ein Durchstiegsversuch… ziemlich unwahrscheinlich, dafür dass wir die 8b und 8a Länge noch nicht durchgestiegen hatten und die 7c+ und 7c sich absolut nicht locker angefühlt haben.
Trotzdem, wie es glücklicherweise doch oft der Fall ist, haben uns der Zeitdruck, die Motivation für die coolen Züge und mehr Sonnenschein an den letzten beiden Tagen noch etwas Extrapower gegeben und wir konnten die Route beide im Vorstieg durchklettern. Die größte Challenge war es, in der 8b Ausstiegsplatte die Nerven zu behalten, da einem ein einziges Abrutschen oder eine Ungenauigkeit von Centimetern dort oben den Durchstieg gekostet hätte. Die Anspannung wurde von Seillänge zu Seillänge weniger und sogar die schwere 8a Stelle ging plötzlich doch ganz gut. Je höher wir kamen, desto größer wurde die Euphorie und auch das Vertrauen in die schlechten Reibungstritte.
Der Endspurt in der letzten Pitch (6c) war zum Glück sehr dankbar und wir konnten dem Gipfel schon entgegenfiebern. So richtig realisiert, dass wir es wirklich beide durchgestiegen sind, habe ich glaube ich erst nach ein paar Tagen und auch mehrere Wochen danach bin ich immer noch begeistert von den verrückten Felsformationen und der außergewöhnlichen Kletterei am Punta d‘u Corbu!
Ich bin die Route mit dem Instinct VS WMN geklettert, der das perfekte Mittelmaß zwischen Stabilität und Geschmeidigkeit bietet. Für guten Grip auf dem Granit darf der Schuh nicht zu hart sein, andererseits braucht man für die teilweise extrem kleinen Tritte eine gewisse Spannung an der Fußspitze. Da der Insinct VS WMN so gut zu meiner Fußform passt, ist er für mich bequem genug um die langen Tage an der Wand ohne Probleme zu überstehen.
Text: Romy Fuchs
Bilder: Frank Kretschmann
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