Die Zeit zur Organisation war knapp, die Corona Situation im Bezug auf die Durchführbarkeit noch knapper. Nach einigen Telefonaten und Mails mit Amical Alpin war klar, es ist machbar! und bezahlbar!, auch wenn die „Corona Bürokratie“ die Hürden der normalen Permit- Bürokratie bei weitem übersteigt. Aber das war uns egal, wir brannten darauf mal wieder „raus“ zu kommen.
Am 01.10. ging es mit dem Flugzeug los. Wir hatten schon ein bisschen Panik vor dem Reisestress, jetzt auch noch permanent mit Maske etc. Die Flüge gingen aber dann trotz der ganzen Auflagen entspannt über die Bühne. Noch entspannter war dann die Lage in Nepal. Ok, Maskentragen in der Öffentlichkeit und jede Menge Einreise- Bürokratie, aber dann, erst recht nach einem spannenden Flug nach Lukla, war Corona vergessen. Fast wie früher, alle Menschen wieder normal. Das Wetter war zunächst ungewöhnlich feucht und wechselhaft für Oktober, wurde aber mit jedem Tag, den wir uns dem Cholatse näherten, besser. Das erste Mal konnten wir ihn vom Renjo La Pass in seiner vollen Pracht betrachten. Ein gewaltiger Anblick, der einem schon erst einmal sehr viel Respekt einflößt, fast ein bisschen Angst macht.
Ja da hatten wir uns was vorgenommen, mit nur 6 Tagen Zeit im Basecamp für eine Besteigung. Das Wetter war inzwischen perfekt als wir das Basislager erreichten. Akash und Bonda hatten schon alle Zelte aufgebaut. Sie waren zusammen mit Jumba, unserem Yak Treiber, direkt hierher gekommen. Wir hatten nicht viel Zeit uns zu akklimatisieren, es hieß sofort Material sortieren und Packen; für den nächsten Tag war ein Akklimatisations- und Transport- Ausflug zum Rand des Gletschers geplant. Nach einem kurzweiligen und Gott sei Dank nicht zu anstrengendem Ausflug waren wir Mittags zurück im BC. Für den nächsten Tag stand allerdings dann doch ein sportlicher Tag bevor. Wir wollten Material zum Lager 1 schaffen und den Weg dorthin auskundschaften.
Die Verhältnisse auf dem Gletscher hätten dann nicht besser sein können. Den Weg haben wir auch dank super Infos von David Göttler leicht gefunden. Einzig die kirchdach- steile Flanke hinauf zum Lager mussten wir knietief spuren. Der Lagerplatz dagegen entschädigte dann für alle Mühen. Fußballplatzgroß und topfeben, der perfekte Platz. Im Abstieg trafen wir völlig überraschend auf vier französische Bergsteiger der FFCA, sie planten den Gipfel einen Tag vor uns. Eine für uns sehr erfreuliche Tatsache, da wir so mit einer frischen Spur rechnen konnten. Am nächsten Tag hatten wir unseren ersten wohlverdienten Ruhetag nach über 2 Wochen. Simone entschied sich nun auch gegen einen Gipfelangriff und wollte Claus und mir dabei nicht im Weg stehen.
Am 15.10 war es dann soweit, es ging los für Claus und mich. Bis zum Lager 1 lief es dank unserer Vorbereitung super. Dach war der Plan noch 180 Meter Seil zu fixieren, quasi alles was wir dabei hatten, um so am nächsten Tag den schwierigsten Teil der Route an den Fixseilen schnell aufsteigen zu können. Ein Plan, der auch dank 100 Metern weiterem, noch brauchbarem altem Fixseil hervorragend funktionierte. Am nächsten Morgen hatten wir die ersten und schwierigsten 200 Hm schon vor der Dämmerung hinter uns. Danach kletterten wir in einer Art Capsule Style, ich rannte vor, fixierte das Seil und Claus jümarte hinterher. So waren wir flott unterwegs mit unseren beiden 60m Halbseilen. Noch wartete eine undurchsichtige Seracstelle unterhalb des Südgipfels auf uns. Die Spuren der Franzosen am Tag zuvor halfen uns nur wenig. Oftmals entschieden sie sich für eine etwas andere Linie, als ich sie plante. Auch am Serac wählte ich „meine“ Linie, die sich als der perfekte Durchschlupf herausstellte.
Am langen Gipfelgart waren dann aber die Spuren der Franzosen ein Genuss, der uns sicher eine Stunde mühsame Spurarbeit ersparte. Punkt 12 Uhr standen wir auf dem sehr fragilen Gipfeleispilz. 8 Stunden hatten wir von unserem Lager (auf 5500 Meter) gebraucht. Wir rechneten mit 4-5 Stunden zurück. Daraus wurde aber nichts, mühsam war die immer schräge Abseilerei und das Anbringen von Abseilständen im Schnee. Nach 7 Stunden und zwei Seilverhängern liefen wir ziemlich k.o. wieder im Hochlager ein.
Pünktlich in der Nacht verschlechterte sich das Wetter, aber am nächsten Morgen hatten wir Gott sei Dank nur 10 cm Neuschnee am Zelt. Somit war auch der Abstieg zurück ins BC kein Problem. Moni kam uns noch bis zum Gletscher entgegen und half uns unsere schweren Rucksäcke zu entlasten. Kaum im BC hieß es schon Packen, eine kurze müde „Party“ am Abend und am nächsten Tag ging es schon wieder zurück in Richtung Kathmandu. Von wegen Urlaub das Ganze.
Text & Bilder: Michi Wärthl
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