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EIGER250 - WIE ES SICH ANFÜHLT ÜBER 80h AM STÜCK ZU LAUFEN

INHALTSÜBERSICHT

Ultra Vorbereitung
Tag 1 - es geht los
Tag 2 -  erste Probleme
Tag 3 - Team Unstimmigkeiten
Tag 4 - das Ziel ist nahe
Erkenntnisse und Tipps für den nächsten Ultra 



Ultra Vorbereitung:

Wir waren uns schnell einig, dass das Training im Vergleich zu unseren bisherigen 100K&100M- Läufen nochmal intensiver werden würden. Ein Mix aus unterschiedlichen Laufeinheiten, Ausgleichssport und Stabi-Training. Doch eines war auch klar, die individuelle Lebenssituation, der Alltag und das soziale Umfeld sollen natürlich weitestgehend bestehen bleiben. So entschieden wir uns, jeder trainiert für sich und geht seinen ganz eigenen intensiven Weg hin zum E250.
Der Eiger rückte näher, die Gespräche über Trainingsstände, Vorbereitungs-Events und E250-Strategien wurden konkreter und häufiger. Viele Gespräche über Ernährung, Schlaf, die Strecke, das Höhenprofil und die aufkommende Nervosität.
Tag 1:  8 Uhr - es geht los 



Tag 1: 8 Uhr - es geht los

Wir fühlten uns bereit, mental und körperlich, stark als Team und plötzlich, nach so vielen Monaten war es auf einmal so weit, der 17. Juli, 8 Uhr, wir stehen in Grindelwald an der Startlinie. Vieles aus der körperlichen und mentalen Vorbereitung ging uns nochmal durch den Kopf – es ging los. Es war tatsächlich so weit, die ersten Laufschritte, die erste Kurve, kurz danach der erste Single-Trail. Der E250 war keine Vision mehr, es war Realität.

Und die Realität brachte auch mit sich, dass alles völlig anders kam als erwartet. Wenn bei einem Trail-Event das Laufen in den Hintergrund rückt, dann wird es wohl so richtig spannend. Körperlich hatten wir von Beginn an keinerlei Bedenken, doch wie fühlt es sich an durch die erste Nacht zu laufen, wenn der Start bereits morgens war? Wie wird der Körper auf die folgenden Nächte reagieren? Wie klappt es mit der Verpflegung, wenn zwischen den offiziellen Verpflegungspunkten teilweise bis zu 12 Stunden liegen. Wie reagiert der Körper auf Temperaturunterschiede von bis zu 30 Grad?



KM 57 - erste Life Base
Das Fundament unserer Race-Strategie war ein defensiver Start, ruhiges kontrolliertes Tempo, viel Trinken, gut verpflegen. Die erste Life Base kam nach KM57 mit ca. 4.700HM im Auf-/ und im Abstieg. Bis dahin wollten wir noch am ersten Tag kommen, in einer guten Form, nicht müde, nicht hungrig und mit lockeren Beinen. Der Plan ist gut aufgegangen, auch wenn wir überrascht waren zu diesem Zeitpunkt sehr weit hinten im Feld zu sein. Sind wir zu langsam? Sind viele andere zu schnell gestartet? Wir waren uns einig, dass es noch ca. 200KM und 10.000HM bis in Ziel sind und noch so einiges passieren kann und wird. So kam es dann auch.

Die erste Life Base um kurz vor Mitternacht verlassen, auf dem Weg zum Lötschenpass, erst ein paar KM flach, dann leicht ansteigend gefolgt von knackigen hochalpinen HM mit hartem Schnee, mitten in der Nacht – und von jetzt auf gleich setze bei mir eine starke Müdigkeit ein. Mir fielen bereits zum ersten Mal im Uphill die Augen zu. So hatte ich es natürlich nicht erwartet / geplant, nicht in der ersten Nacht. Kurz etwas essen, Energie tanken und weiter geht’s. Noch 3 Stunden bis es wieder hell wird und die Sonne hoffentlich neue Energie bringt.
Tag 2 - Sonnenaufgang



Tag 2 - Sonnenaufgang - erste Probleme

Zum Sonnenaufgang oben am Lötschenpass gewesen, wow, was für ein Ausblick, was für eine herrliche Stimmung. Die Energie war zurück, die Motivation hoch und es ging uns gut. Ungefähr auf 2.800 Höhenmetern angekommen hieß es jetzt, downhill ca. KM70 und dann sollten auch schon KM80 geschafft sein. Die Müdigkeit setzte bei mir wieder ein, Sandra bekam die ersten Probleme mit ihren Füßen, ungewohnt früh. Einer müde, eine mit angeschlagenen Füßen, noch ein weiter Weg… das erste kleine und kurze Tief in der Motivation. Wir fasten den Plan bis nach Jeizinen zu kommen, der nächsten Life Base bei KM93.



KM93 - Life Base 2 - 11 Uhr
Ich wollte dort kurz schlafen, Sandra ihre Füße verarzten lassen. Und es kam wieder anders als geplant. So müde ich auch war, ich konnte dort nicht schlafen. Es war vormittags, gegen 11 Uhr, die pralle Sonne strahlte auf unsere Köpfe und da wussten wir noch nicht, was als Nächstes kommen sollte. Weitere 500 Höhenmeter Downhill, es rollte recht flüssig, bis wir zwischen Jeizinen und Finnen auf einen Höhenweg mit Südausrichtung kamen. Ca 14KM, welliges Gelände auf 1.000HM und kein Meter Schatten. Die gemessene Temperatur in der Sonne – 38 Grad. Wir hatten uns dazu entschlossen, den langen Höhenweg überwiegend zu wandern, nicht zu laufen, es war uns einfach zu heiß und die Gefahr eines Sonnenstiches zu groß. Und so war dann auch der Zeitplan zur Ankunft an der nächsten Life Base in Finnen nicht mehr haltbar. Zumal, meine Müdigkeit hatte mich wieder fest im Griff, ich musste mich hinlegen und so entschied ich mich für einen 15 Minuten Power-Nap, einfach mitten auf dem Trail. Bevor es in den nächsten 500HM Uphill ging, war ich wieder halbwegs fit.



Am frühen Abend in Finnen angekommen, viel später als erwartet, haben wir in Ruhe gegessen, unsere Vorräte aufgefüllt und einen neuen Plan geschmiedet.

KM130 - Life Base 3 - Mitternacht
Eine erste längere Pause musste sein, Beine hochlegen, versuchen zu schlafen, neu sortieren und Kraft für die zweite Nacht tanken. Gut dafür geeignet erschien uns Belalp, die nächste Life Base bei KM130 und bereits 9.200 zurückgelegten HM.
Endlich war es nicht mehr zu heiß und der Großteil des Weges im Schatten bzw. im Dunkeln, es war wieder mal Mitternacht, als wir an unserem nächsten Zwischenziel angekommen waren. Unsere Herzen gingen auf, es gab Pizza. Wir beschlossen um 02:45 weiter gehen zu wollen. Somit hatten wir gut 2.5h Zeit zum Essen, frisch machen und schlafen. Unser neuer Plan ging gut auf, um kurz vor 3 Uhr haben wir Belalp verlassen – bis nach Bellwald, zur nächsten Life Base waren es jetzt 42KM, 2.400HM im Aufstieg und 900HM im Abstieg. Die Wettervorhersage brachte mit sich, es wird erneut ein heißer Tag, entsprechend wollten wir den ersten Downhill nach der Life Base schnell hinter uns bringen, um den langen Uphill noch möglichst früh am Tag angehen zu können.


Tag 3 - Unstimmigkeiten - das Ende vom Tea, "alwaysultra"?



Tag 3 - Unstimmigkeiten - das Ende von Team "alwaysultra"?

Es lief super gut für uns, das gute Essen und die eine Stunde Schlaf haben uns deutlich nach vorne gebracht. Bald sollten wir einen wunderbaren Blick auf den Aletschgletscher haben und am höchsten Punkt des heutigen Tages den Märjelen-Stausee passieren. Wir waren deutlich früher als geplant dort und auf der vergeblichen Suche nach Schatten, haben wir noch eine kurze Pause eingelegt, bevor es Richtung Downhill und Bellwald ging. Das zeitliche Vor-Ort sein war wichtig, hatte sich doch Sandra in der Zwischenzeit zwei Zehen gebrochen und mit Blasen an den Füßen zu kämpfen – ein schmerzhaftes Unterfangen für sie mit der Hoffnung, in Bellwald Unterstützung durch die Medical Crew bekommen zu können. Am frühen Abend in Bellwald angekommen, kurz gestärkt, Füße verarzten lassen, ging es aufgrund einer Streckenänderung relativ flach bis zur nächsten Life Base in Münster.

KM 192 - Life Base 5 - Abends
KM192, so war zumindest unsere Vermutung, leider konnte es uns dort niemand so richtig sagen, bei welchem offiziellen KM wir aktuell sind – das war mental für uns etwas schwierig, da alle Läufer völlig unterschiedliche KM-Angaben auf ihren Uhren hatten. Wir haben die Life Base mit Einbruch der Dunkelheit in Richtung dritte Nacht verlassen und waren mental auf noch ca. 65KM und 2.500HM eingestellt. Klingt im Vergleich zu bereits zurückgelegter Strecke recht easy. Doch der Schmerz an Sandras Füßen wurde immer größer und bei mir kam erneut die Müdigkeit auf. Jetzt zeigte sich, wie gut wir wirklich als Team funktionieren sollten, nämlich nicht wenn alles nach Plan läuft, sondern dann, wenn so gar nichts mehr läuft.

Die 15KM und ca. 800HM zwischen Münster und Grimselpass erwiesen sich als die schwierigsten KM unserer gesamten Ultralaufbahn. Sekundenschlaf während des Laufens, erneut größere und kräftezehrende Temperaturunterschiede (auch aufgrund von Schnee) und ein Tracking, welches nicht zur Strecke passte und somit die Life Base erneut deutlich weiter weg war als erwartet. Nach KM200 ein großes mentales Tief, ein innerlicher Konflikt zwischen dem Willen es zu schaffen und der erdrückenden Müdigkeit und der Konflikt zwischen Sandra und mir – weiter oder nicht weiter gehen – weiter gehen können oder nicht können – Schweigen war angesagt, absolute Stille in der Tiefe der Nacht am kalten Berg zwischen Schneefeldern.

KM 207  - Life Base 6 - 3 Uhr Morgens
Nach Stunden des Zweifelns sind wir gegen 2-3 Uhr an der Life Base oben am Grimselpass angekommen. Wir haben uns an verschiedene Tische gesetzt, getrennt voneinander gegessen. Sandra hat sich ihre Füße verarzten lassen und wollte dann weitergehen, ich wollte/ musste schlafen. Gut, dann macht eben jeder sein Ding – das Team war kurzzeitig gebrochen. Ich habe mich schlafen gelegt, 20 Minuten, bin aufgewacht und mir war sofort klar, wir müssen zusammen bleiben, zusammen halten und die letzten 50KM gemeinsam schaffen. Sandra war zum Glück noch da, wir haben uns zusammengesetzt, die nächsten KM auf dem Tracking angeschaut, einen Plan geschmiedet und wir haben genau das getan, was ein gutes Team auszeichnet – zusammengehalten.
Tag 4 - das Ziel ist nahe



Tag 4 - das Ziel ist nahe

Der längste Downhill des E250 stand vor uns, es war 4 Uhr am Samstag in der früh. Circa 30KM bis zur nächsten Life Base und das zu 90% im Downhill. Langer Downhill mit den geschundenen Füßen, doch unser Teamgeist und der Wille des Finish waren stark genug. Wir haben alle Kräfte mobilisiert, auf der Hälfte des Downhills nochmal einen gemeinsamen Power-Nap eingelegt und fortan einfach nur durchgezogen.

KM 230  - Life Base 7 - mittags
Die letzte Life Base sollte um 11:40 Uhr erreicht sein, nochmal etwas essen, nochmal die Füße verarzten lassen und die Prognose an der Life Base war – noch 6 Std. bis ins Ziel – und was soll ich sagen – auf die Minute genau waren es 6 Std. – manche Pläne funktionieren dann doch.

Nach 81.40 Std hatten wir 254KM und 15.000HM mit vielschichten Höhen und Tiefen als Team zurückgelegt. Überglücklich im Ziel, happy es gemeinsam geschafft zu haben und um viele Eindrücke reicher.



Unsere Race-Strategie ging übrigens auf, waren wir zu Beginn noch das vorletzte Team, haben wir trotz aller Umstände auf Platz 35 von 70 gefinisht.

Funfact: Die Medaille des Eiger250 ist keine klassische Medaille. Sie besteht aus einem Stein, der direkt vom Eiger-Massiv kommt.
Erkenntnisse:



Erkenntnisse:
Entscheidend für unsere Finishing war:
  • An jeder Life Base die Füße sauber gemacht, getrocknet und Socken gewechselt
  • Auch nachts auf ausreichend Verpflegung geachtet
  • Cappi tragen und an jeder Möglichkeit nass machen (kühler Kopf bei Hitze und Sonneneinstrahlung)
Was kann man besser machen:
  • Intensiver die Strecke „studieren“ und laufbare Passagen bereits im Vorfeld gut kennen (bessere Renneinteilung möglich)
  • 1-2 Std. mehr Schlaf genehmigen – führt am Ende zu mehr Power und die Zeit holt man wieder rein
  • Sollte man Schuhe nach über 200km wechseln wollen, sollte man bedenken, dass sie geschwollen sind und die normale Größe nicht mehr passt.

Text: Marc Wiese
Treuer Begleiter am Fuß über die gesamten 250KM: Spin Planet

 
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