Über den Titicacasee ging es weiter nach Bolivien, wo ich meine ersten beiden 6000er bestiegen habe. Für mich, die eher vom Schwierigkeitsklettern als aus dem Alpinismus kommt, war das auf jeden Fall eine sehr coole Erfahrung, auch wenn es jetzt von der bergsteigerischen Leistung glaube ich nicht so viel mit Hochtouren bei uns in den Alpen zu tun hatte :D. Trotzdem waren die „Nachtwanderung“ durch den unberührten Schnee und der Sonnenaufgang oben auf dem Huayna Potosi ein unvergessliches Erlebnis!
Anfang Dezember bin ich im Norden von Chile in der Atacama Wüste angekommen, wo mich die Klettercommunity von San Pedro extrem gastfreundlich aufgenommen hat, so dass ich fast jeden Tag in die Schluchten von Socaire und Umgebung mitgefahren bin und eine Woche bei den Locals unterkommen konnte. Hier habe ich dank Manolo vom örtlichen Club de escalada nochmal einen kleinen Risskletter-Crashkurs für die geplanten Mehrseillängen in Patagonien bekommen.
Stück für Stück ging es dann weiter gen Süden, entlang der besten Kletterspots von Chile. So hat es mich über Silvester gemeinsam mit Marlene und Niki ins Valle de los Condores verschlagen. Ein seeeehr beliebter Spot um diese Jahreszeit! Kurz vor der Grenze zu Argentinien gibt es ein “Camp”, also eigentlich nur einen Ort mitten in der steppenartigen Landschaft, wo alle ihre Zelte aufschlagen, sonst gibt es nicht so viel außer einem Fluss und eben einigen sehr coolen Felsen und riesigen Überhängen mit schweren Touren!
Ab Mitte Januar, also zur prime season, ging es dann endlich weiter nach Patagonien! Gemeinsam mit Till, der noch einiges an Trad- und Mehrseillängenequipment aus Deutschland mitgebracht hatte, haben wir uns langsam immer weiter Richtung Süden vorgearbeitet. Alleine die Reise auf der Carretera Austral, die sich auf der chilenischen Seite von Patagonien ca. 1200 km von Puerto Mont bis Villa O’Higgins erstreckt, war ein mega Erlebnis! Dadurch, dass wir fast die ganze Strecke getrampt sind, haben super viele verschiedene Leute kennengelernt und den ein oder anderen sehr idyllischen Schlafplatz irgendwo am Rand der Strecke entdeckt.
Aber das eigentliche Highlight waren natürlich die Wahnsinns Kletterspots auf dem Weg! Angefangen in Frey, Argentinien, was für uns schon sehr alpines Feeling hatte, mit ausgesetzten, “sand-bagged” Routen auf orangene Granitpfeiler mit bester Aussicht (7), ging es weiter nach Cochamo, das “Yosemite” von Südamerika. Das ist zwar erst mal mit seeeehr viel laufen mit dem seeehr schweren Rucksack verbunden gewesen, aber das klettern war dann umso toller! Die Felsqualität ist echt top und die Touren an den riesigen Felsmassiven ‘anfiteatro’ und ‘trinidad’ sind super clean und richtig cool. Mit den off-width und Kaminstellen habe ich mich zwar nur sehr langsam angefreundet, aber der Rest ging Route für Route immer besser.
Als nach 10 Tagen unsere Essensvorräte aufgebraucht waren, sind wir dann allerdings auch sehr erschöpft aus dem Tal wieder raus gewandert, oder eher getrottet… und haben uns auf ein kleine Sightseeing-Pause gefreut. Das Finale unserer Kletterziele sollte El Chalten sein, wo wir mit niedrigen Erwartungen an das Wetter und großer Ehrfurcht vor den hohen Bergen ankamen. Da die Ruta 7 in Villa O’Higgins als Sackgasse endet, sind die Optionen entweder umdrehen und weiter nördlich über die Grenze nach Argentinien fahren oder 2 Tage mit Schiff und zu Fuß Richtung El Chalten wandern. Davor hat es uns mit unseren 25-30kg schweren Rucksäcken zwar sehr gegraut aber am Ende hat es sich absolut gelohnt, den Weg an der Laguna del Desierto mit Blick auf das Fitz Roy Massiv entlangzulaufen.
Tatsächlich hatten wir dann auch mega Glück mit dem Wetter und haben uns mit ein paar anderen für 5 Tage zu einem kleinen unverhofften Alpinabenteuer aufgemacht. Ausgehend vom Biwakspot ‘noruegos’, umgeben von Gletscher und Felsen, haben wir uns eine der entspannteren (für uns trotzdem aufregenden) Routen ohne Schnee und Steigeisen aber dafür mit bestem Granit und Blick auf Cerro Torre und Fitz Roy ausgesucht.
Als krönenden Abschluss sind wir dann nochmal ein paar Tage mit einer motivierten Crew hoch zum Blockfeld von Piedras negras gelaufen, um dort ein paar Boulder erstzubegehen. Ein bisschen wie Trainingslager und ein sehr schönes Ende der Reise!
Text & Bild: Romy Fuchs