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MARIANNE VAN DER STEEN BEZWINGT "A line above the Sky" D15

Tag 1

Da wir unseren Bus oben am Pass parkten radelten wir runter zur Cave, was sowohl ein gutes Warmup für uns ist als auch ein toller Auslauf für unserer Vierbeiner.
Die Fahrradtaschen waren schwer und vollgepackt: Zwei Seile, warme Kleidung, genug Wasser, Exen usw.
Vollbepackt und mit Helmen auf dem Kopf, wegen möglichen Steinschlägen, sind wir dann an fragenden Blicken von den Sportkletterern vorbeigegangen, die haben sich auch nur gedacht: Was haben die denn vor?
Nachdem wir ankamen, haben wir uns erstmal gesetzt und die Linien in der Grotte gesucht.  Nach ein paar Jahren habe ich ganz vergessen, wo die Routen überhaupt langgehen.
Ich brauchte wirklich ein Topo, um nachzuschauen.
 
Mittlerweile gibt es dort auch schon eine neue Route von Darek Skolowski (D16), die ein bisschen für Verwirrung sorgte, da sie meine kreuzt. Egal, ich dachte mir, dass ich einfach starte und schaue, wo ich dann hinkomme.
Langsam konnte ich mich wieder erinnern. Die hellgrün markierten Tritte, die mit Kreide markierten Hooks für mein Drytoolgeräte, und oh ja, dieser richtig weite Zug, den ich nicht einmal mit einem Figur of four moove auflösen konnte.
Aber nicht alles fühlte sich gleich an, obwohl ich nicht sagen kann, was so anders war.
 
Manche Exen waren auf jeden Fall anders, unsere gesponsorten Exen waren weg und manche ersetzt durch geknotete Schlingen aus Seilstücken.
 
Der Fels ändert sich mit der Zeit, wenn dieser eher lose ist und man Drytoolgeräte benutzt um an ihm zu Klettern. Die meisten Griffe und Tritte sind natürlich, auch wenn sie sich verändern, doch einige sehen so aus, als wären sie geschlagen worden, ich bin mir nicht sicher, ob Tom diese kreiert hat oder nicht.
Einige Züge fühlen sich länger an als ich sie in Erinnerung hatte.
Beim Klettern der Route, benutzte ich eine Wachskreide, um alle Griffe zu markieren, an denen ich meine Geräte setzen konnte.
Ich habe dann zwar alle Züge geschafft, aber einige Schwierigen verunsicherten mich, ob ich wirklich komplett durchsteigen könnte.
Besonders der weite Zug und der nasse „Stein pull“ (Dies ist eine Bewegung, wo die Spitze und der Kopf des Gerätes in die gegenläufige Richtung gezogen werden)
Dennis versuchte es dann auch und ergänzte noch weitere Markierungen, bevor wir dann eine Mittagspause einlegten, in der wir leider nicht den sonnigen Tag nutzen konnten, da die Grotte nordseitig ausgerichtet ist, aber unsere Gedanken schwebten schon rüber zur Marmolada Süd-Wand, und wir dachten an eine Begehung in der Route „Weg durch den Fisch“.
 
Nach der Pause versuchte ich es nochmal.
Ich hatte trotz der Markierungssetzung und dem Auschecken der Züge im ersten Versuch noch genug Energie und Kraft, um die Tour noch einmal zu probieren.
Doch mein Equipment sah desolat aus, die Handschuhe sahen nicht mehr ganz so frisch aus und mein Taping am Pickel für einen besseren Griff erst recht nicht.
 
Außerdem fühlte ich auch die Höhe, für mich ist es immer ungewohnt in irgendeiner Höhe zu sein, da ich in einem Land lebe, das unter dem Meeresspiegel liegt.
Leider musste ich nach nur 8 von 25 Exen Dennis fragen, ob er „zu“ machen könnte, ich konnte mich einfach nicht mehr halten.
Ich konnte den Umlenker zwar noch Clippen, aber mit Ruhen im Seil zwischen den Zügen, die Tour ist einfach schwer und ich war ausgepowert.
 
Wir haben dann entschieden 2 Restdays einzulegen, in denen wir wirklich nur Fahrrad fuhren, wandern und schwimmen gingen und ich sogar ein bisschen arbeitete.
Meine Haut heilte schnell aber meine maximale Sauerstoffsättigung und mein Schlaf war noch nicht perfekt adaptiert, aber ich wollte es wieder versuchen:
 
Nächster Versuch:
 
Wir gingen wieder los, ohne große Erwartungen. In diesem Versuch schaffte ich es sogar bis zur 19. Expressschlinge.
Beim Clip dieser habe ich fast mein Gerät fallen lassen.
In einer eingedrehten Klettersituation rutschte ich mit meinen kaputten und löchrigen Handschuhen ab und fiel ins Seil.
Ich war enttäuscht, zog mich am Seil hoch, sammelte mich und beendete die Tour, nur mit diesem einem Sturz.  Alle anderen Züge gingen zwar ohne Sturz, dafür aber mit 45 Minuten in der Wand bis zum Umlenker.
 
Das gab mir sehr viel Hoffnung, Vielleicht, ganz vielleicht kann ich es ja wirklich schaffen!
Zwar nicht an diesem Tag, da meine Haut und meine Energie schon wieder aufgebraucht waren, aber an einem anderen Tag.



 
Nach ein paar Pausetagen:

 Der nächste Testday !
Ich hoffte, dass sich meine Fitness verbessert hatte.
Mein SpO2, mein Schlaf und meine Arme fühlten sich besser an, nur meine Psyche war noch nicht ganz auf der Höhe.
 
Neuer Versuch. Neues Band, neue Äxte, alles neu.
 
Ich versuche die Route im so genannten 'comp style' und nicht im drytool style [DTS]. Also trug ich nur Handschuhe, leichte Schuhe mit fest montierten Steigeisen, den Scarpa Rebel Ice, genau wie Tom, und einen Helm, mit diesem Setup kann ich viele „Figure of nine and Four mooves“ machen, da mein Equipment superleicht ist und ich weniger Energie aufwenden muss.
Allerdings habe ich keine Wettkampf-Eispickel verwendet. Ich habe die normalen Drytoolhauen verwendet und nicht die Wettkampf Version.
Für meinen Versuch verwende ich IceRock ASpeed Geräte mit einer Steinle Haue.
 
Im Original hat Tom die Tour im Alpinenstyle begangen, ohne Figur of four Moves, auch die zweite Begehung war im alpinen Style.
In der Drytool-Szene entwickeln sich viele Mischungen des Kletterns, es gibt sogar Versionen die näher ans Sportklettern rücken, mit Kletterschuhen und Chalkbag und Geräten in der Hand.
 
Ich versuche, in meinen Routen so wenige Figur of Fours mooves zu verwenden wie möglich.
Um an den Begehungsstil anzuknüpfen und damit «Kletteretischen-Richtlinen» nachzukommen.
 
Als Frau ist es so, dass ich natürlich eine andere Körperanatomie habe als ein Mann.
Im Allgemeinen, trifft nicht immer zu, sind Frauen beweglicher in der Hüfte, da die Hüftform anders ist als beim Mann. Jedoch mit max Power hapert es. Mein letztes Ergebnis in einem Bluttest war recht überraschend, da ich selbst für eine Frau viele weibliche Hormone produziere.
Was abgesehen von emotionalen Schwankungen auch noch dazu führt, dass ich sehr schwer Muskeln aufbauen kann, hilft bei meinem Sport leider nicht wirklich, um seine Limits zu pushen.
 
 In der Zwischenzeit habe ich immer wieder gedacht: Was, wenn ich das tatsächlich schaffe? Oh mein Gott, ich glaube, ich kann das schaffen. Ich will es. Aber gleichzeitig war mein Kopf unsicher und voll mit allem, was schief gehen könnte. Was, wenn ich mein Gerät fallen lasse, was, wenn ich mich verletze, was, wenn mir niemand glaubt …! Viele Fragezeichen in meinem Kopf und Gedankengänge.



Der nächste Tag:

Wir fuhren wieder den Pass hinunter und ich schwang meine Tasche auf meinen Rücken.
Bei dieser Aktion habe ich mein ganzes Frühstück erbrochen, da ich so nervös bin, so nervös, dass ich ständig gähnen muss. Konzentrolle- Das ist etwas, das mir immer schwerfällt.
Bei Wettbewerben habe ich das auch. Früher war ich so nervös, dass ich mich vor Wettbewerb immer übergeben musste.
Aber es wird besser. Bis zu dem Tag, an dem ich einen 10-jährigen Rückschlag hatte.
 
Und warum? Kurz gesagt: Weil ich nie gedacht hätte, dass ich so weit kommen würde, nie geglaubt habe, dass ich es schaffen könnte, und der Perfektionist in mir will alles perfekt haben, um es nicht zu vermasseln.
Und die Dinge sind nie perfekt. Das macht mich super unsicher.
Jedes kleine Detail wird dann in meinem Kopf zu etwas Unmöglichem.
Da der Verstand Tag und Nacht über Stunden hinweg arbeitet. Ich weiß, ich sollte nicht an meine Gedanken denken, aber es geht einfach nicht anders.
Halt einfach die Klappe Verstand, sei einfach normal. Das funktioniert oft, aber eben nicht immer.
 
Ich schüttelte mich, machte einige Klimmzüge, dabei frage ich mich wie viele sind richtig zum Aufwärmen nach dem Zustieg?
 
Ich entschied mich einen Durchstiegsversuch zu starten.
 
Ich startete, einfach Zug für Zug es fühlte sich gut an, ich konnte mich sogar nach langen Zügen, die anstrengend waren, erholen. Atmen, einfach weiter Atmen, einfach Klettern. Nach der Steinpull Passage sind es noch zwei Clips- nur zwei weitere. Leider rutsche mein Fuss von einem Tritt ab NEEEEIIIN !!!!
 
Total fertig und ohne Energie in den Muskeln und im Kopf liess mich Dennis ab.
Ich kann das nicht, sieht du doch Dennis.
 



Der finale Versuch:

Nach einem halben Tag voller Wolken in meinem Kopf, etwas Schlaf und etwas Essen funktionierte ich wieder.
Die Art und Weise, wie wir jeden große Tour und jeden Wettkampf angehen: Wir feiern vorher, um dann eine positivere Einstellung zu haben.
Und dann schauen wir einfach, was passiert. Und wenn es nicht passiert, dann passiert es eben nicht. Die Route wird uns nicht weglaufen, wir haben noch Zeit und können jederzeit an einem anderen Tag wiederkommen.
 
Mit dem Tapetenwechsel von unserem Wohnmobil, dem netten Gericht anstelle von gekochtem Essen im Bus und den Geschichten, die es im Restaurant zu hören gab von Relikten aus dem ersten Weltkrieg bis hin zum Mantra des Kletterausrüstungssortieren und dabei dem guten alten Rockmusikradio zu lauschen war großartig-  Wir fühlten uns beide besser.
 
Mit einem leicht nervösen Gemüt (wir waren beide um 04:00 Uhr in der Nacht hellwach und diskutierten über die Verwendung von Haken an klassischen Dolomitentouren) machten wir uns an einen frühen Start.
 
Der Plan für dieses Mal, nicht hetzten in der Mitte, blieb konzentriert bis zum Ende.
Ich ruhte mich an den größeren Griffen genug aus, und mit nur einem winzigen zittrigen Arm konnte ich den allerletzten Zug einhängen und schrie: jaaaaaa, jāāā, jâ!!! Ich habe es geschafft!
 
In insgesamt sechs Versuchen in nur 30 Minuten Kletterzeit, mit mehr als 25 Expresschlingen, habe ich «A Line above the Sky» geklettert.
 
Der Grad D15 ist einer der schwersten der Welt.
Von der Länge her ist es definitiv die schwerste Route, die ich je geklettert bin. Es gibt (nach meinem Gefühl) drei Abschnitte, die die Route mindestens zu einer D14 machen würden (wenn ich die Route mit anderen etablierten D14s wie Robert Jaspers Iron Man vergleiche), die Länge und die Ausdauer, die man braucht, um die Route zu beenden, würden ihr meiner Meinung nach mindestens ein großes Plus im D14-Grad geben. Sie ist auch deutlich schwieriger als einige D14 und eine angebliche D15 in Vail, Colorado.
Ich habe noch nie eine D16 versucht, daher weiß ich nicht, wie diese Route im Vergleich zu einer angeblich noch schwierigeren ist.
 
Nur dank Dennis, meinem Mann, können wir beide so leben, wie wir es jetzt tun. Wir reisen und kümmern uns umeinander, verstehen, was wir tun, machen Pläne und leben unsere eigenen Träume. Es ist fantastisch, Menschen zu haben, die mich inspirieren. Noch einmal vielen Dank an Tom, wo immer du bist, für das, was du in dieser Höhle geschaffen hast. Danke für die Reise. Wer weiß, wo sie enden wird.
 
Jetzt müssen wir zurück nach Hause fahren.
Ein paar Tage in Ettringen (Deutschland) Klettern unterrichten und unser jährliches holländisches Drytool-Event an den Außenwänden unserer Heimhalle aufbauen.
Dann beginnt der richtige Winter mit vielen Wettkämpfen und echtem Eis. Wenn das erst der Anfang der Saison ist, kann ich es kaum erwarten, zu sehen, wohin mich der Rest der Saison führen wird!
 
Marianne van der Steen

 
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