2 von 4 Teammitgliedern fallen jedoch 8h vor Abfahrt krankheitsbedingt aus, weshalb Adrien Zurbrügg und Philipp Reiter ohne Camper und ohne Fahrer in Grindelwald sitzen. Aber es braucht mehr, um die beiden Hochleistungssportler auszubremsen; sie wollen es trotzdem versuchen. Der Startschuss viel also am 26. März mit dem Gran Paradiso in Italien.
TAG 1 - Gran Paradiso (4.061 m), Italien
"Wir haben über 3 Ecken einen Fahrer gefunden, den wir zwar beide nicht kennen, aber er ist super cool, anstatt Camper werden wir jetzt immer in Unterkünften übernachten. Scarpa SPA Athletin, Arbeitskollegin und Bekannte Martina Valmassoi begleitet uns auf den Gran Paradiso. Herrliches Wetter, aber wenig Schnee so dass wir die ersten 700m+ die Skier tragen müssen, Gipfelhang teilweise blank, aber kein Wind am Gipfel und herrliche Fernsicht auf das Ziel des nächsten Tages: MONT BLANC.
TAG 2 - Mont Blanc (4.810 m), Frankreich
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf in der Jugendherberge in Chamonix geht es um 1:30 los in Richtung des höchsten Gipfels der Alpen, um 2 Uhr verlieren wir wegen der Zeitumstellung dann noch 1 Stunde. Langer Anstieg, viele Spalten aber durch die „Junction“ kommen wir super gut, weil Adrien den einzigen „Durchschlupf“ 2 Wochen vorher gesucht hat. Herrliche Morgenstimmung, aber eisiger Wind und ein paar blanke Stellen. Insgesamt im Aufstieg nur 6 andere Skibergsteiger. Dünne Luft macht uns ganz schön zu schaffen und die Abfahrt dauert insgesamt vom Gipfel bis Tal knapp 3h inkl. Spaltenüberquerungen.Die Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg. Zurbrügg bestieg den Mont Blanc eine Woche vor Projektstart und prägte sich die Stelle mit der einzigen Möglichkeit zur Durchquerung des Gletschers auf 2400 bis 2800 Meter ein.
TAG 3 - Dufourspitze (4.634 m), Schweiz
Fast 3h dauert die Fahrt von Chamonix nach Zermatt, wir sind total platt, haben ziemlich Kopfweh und wissen dass morgen der schwierigste Tag des Projektes ist. Wir schlafen direkt in Zermatt, um 2 Uhr geht es los, 4 leicht angetrunkene wünschen uns auf der Hauptstraße in Zermatt noch alles gute und dann verschwinden wir in der Dunkelheit. Wegen der Zeitumstellung ist es sehr lange stockdunkel, wir passieren die Monte Rosa Hütte und als es Tag wird sind wir schon inmitten von 4000ern.Der Aufstieg und die Spaltensituation ist gefühlt weit weniger gefährlich als angenommen (Danke an Scarpa Mitarbeiter Tim für die Last-Min Infos) und wir kommen gut voran. Die letzten 100m+ zum Gipfel sind aber eher Mixed-Klettern mit wenig Eisauflage und Abschüssigen Rissen als Bergsteigen. Nach knapp 8h sind wir oben, bekommen Kaffee & Kuchen auf der Monte Rosa Hütte und die Abfahrt zurück ins Tal soll die beste des Ganzen Vorhabens werden.
TAG 4 - Vorder Grauspitz (2.599 m), Liechtenstein
Wir übernachten bei Stephan Hugenschmidt der krankheitsbedingt ausgefallen war, füllen die Speicher wieder komplett auf und starten dann am nächsten Tag gemütlich mit ihm als Guide zum höchsten Berg Liechtensteins. Zusätzlich Fahrerwechsel: jetzt fährt und supportet der Papa von Stephan.Während des Aufstiegs checke ich das Wetter für die letzten Tage und mir wird klar, dass es mit den vorhergesagten Neuschnee unmöglich sein wird unseren Zeitplan zu halten bzw das Projekt sonst vermutlich scheitert. Also beschließen wir für die letzten Tage immer zwei Berge zusammenzulegen, also heute Nachmittag noch die Zugspitze anzupacken. Gesagt getan, runter vom Grauspitz, rein ins Auto und ab nach Ehrwald.
Am Tag vier dann realisierten die beiden Athleten im Aufstieg auf den höchsten Punkt Lichtensteins, dem Vordern Grauspitz, dass sie die Gipfel in fünf Tagen schaffen mussten, denn ein Wetterumschwung kündigte sich an. Die 2000 Höhenmeter bis auf den Grauspitz wären für sie eigentlich ein Klack gewesen. Doch so fuhren sie nach dem Gipfel so schnell wie möglich wieder ab und mit dem Auto gleich zur Zugspitze (2962 m ü M.) nach Deutschland.
TAG 4 - Zugspitze (2.962 m), Deutschland
Spätnachmittags gegen 16 Uhr starten wir zum höchsten Punkt Deutschlands, es ist ziemlich war, geradezu heiß. Der Schnee ist Südseitig schon ziemlich wenig, stellenweise nicht mehr existent. Übers Gatter geht es über dei Überreste des Sahara-Sandes immer weiter nach oben, durch das Skigebiet und den Gipfelgrat bis zum goldenen Kreuz wo wir um 20:15, also Prime-Time ankommen. Unten glitzert Garmisch-Partenkirchen und Ehrwald, nur noch 2 mehr Gipfel…Aber wir unterschätzen die Abfahrt, müssen oft die Skier an- und ausziehen und das dauert. Um 22.30 Uhr sind wir wieder im Tal, um 23 Uhr essen wir die von Supporter Jürgen extra in Weißwein abgelöschte Pasta und trinken Bier - mega
TAG 5 - Großglockner (3.798 m), Österreich
Um 3 Uhr geht es für uns schon wieder los, ne, für Jürgen, wir versuchen die fast 4h im Auto noch ein bisschen zu schlafen - der höchste Gipfel Österreichs steht an, der Großglockner. Ich kenn die Route ziemlich gut, mache mit darüber keine Sorgen, aber um den Schnee, der ist nämlich unten auch fast weg. Während des Aufstiegs (ja, wir merken unsere Haxen mittlerweile schon recht gut) ziehen dicke Wolken herein und es beginnt zu schneien.Das Glocknerleitl, der Gipfelhang ist ziemlich eisig, aber da in den letzten Wochen so viele Menschen am Gipfel waren, ist er gut ausgetreten. Wir klettern im Schneegestöber zu Gipfel, machen unser Fahnenfoto und es geht wieder runter. Eine Gruppe Französischer Bergsteiger dreht um, es ist einfach zu kalt. Die Abfahrt ist brutal anstrengend, nur eisige Buckel, die Oberschenkel brennen. Aber egal, nur noch 1 Summit to go…
TAG 5 - Triglav (2.864 m), Slowenien
Wir sind in Slowenien, das Pickel nicht vergessen! ;-) Auf einer schmalen noch teilweise Schneebedeckten Straße geht es möglichst weit ins Tal hinein, der Kangoo kommt an sein Limit, wie wir. Da schon Regen und Schnee angesagt ist ziehen wir das erste Mal die Gore-Tex Sachen gleich zu Beginn an, es ist brutal warm wir spuren im 30-40cm Sulz und kommen kaum voran, oh Mann, ist das weit.Endlich ein bisschen höher kühlt der Wind unsere Gemüter ab, sogar sehr. Die Windräder an der Triglav Hütte rotieren ziemlich stark. Im Winterraum der sogar beheizt ist und von einem Hüttenwirt betreut wird, ziehen wir alle Bekleidung an die wir haben und starten die letzten 300m über den steilen Grat zum Gipfel, die Stimmung im allerletzten Licht des Tages ist Mystisch, irre! Nach 40min haben wir es geschafft und stehen am Ziel unseres Trips - wir können es gar nicht glauben, irgendwie ging alles viel zu schnell, wir waren doch gerade noch in Italien?!
Text: Philipp Reiter
Bildrechte: Philipp Reiter
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