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WILDES PATAGONIEN - IM BLICKWINKEL ZWEIER BERGFÜHRER

Als Profibergsteiger/in und Bergführer/in hast du schon viel von der Welt gesehen. Was begeistert dich am Extrembergsteigen?

 
JÖRN:
Ich denke „Extrem“ ist ein stark übersteigerter Begriff. Was ist überhaupt extrem, Wer ist extrem? Ich würde meine Art Bergzusteigen nicht unbedingt als extrem bezeichnen. Was mich extrem begeistert ist immer wieder meine persönliche Komfortzone zu verlassen und die letzten noch wirklich weissen Flecken auf der Landkarte aufzusuchen. Expedition heisst für mich „Aufbruch ins Unbekannte“. Das nehme ich sehr ernst und das reizt mich sehr. Wenn man das als Extrem bezeichnen will dann bin ich sicher ein extremer Charakter.

CARO:
Mich begeistert die sportliche und mentale Herausforderung, an meine Grenzen zu gehen und Neues zu entdecken. Ich liebe es draussen in den Bergen zu sein und eins zu werden mit der Natur. Ausserdem fasziniert mich, wie in manchen Momenten der Fokus voll in diesem einen Moment liegt und ausser uns und den Bergen nichts Anderes Bedeutung hat.
 


Patagonien ist ein Ort, voller wilder und ursprünglicher Landschaften. Wie entstand die Idee einer Expedition und welche Route stand auf dem Plan?

 
JÖRN:
Das war meine 10te Expedition nach Patagonien und Feuerland. Alles in Allem sind das fast 2 Lebensjahre. Angefangen hat Alles mit der Cerro Torre Speed Besteigung 1994 mit meinem besten Freund dem Extrembergsteiger Robert Jasper. Der ist nun wirklich ein Extremer. Seitdem, also seit fast 30 Jahren bin ich ein Süchtiger. Süchtig nach dieser wilden Landschaft, dem Wind….

Hier empfinde ich mich als klein und demütig. Die jetzige Expedition war ein echter Marathonlauf. Die Planungen sind über mehr als 2 Jahre verlaufen. Bedingt durch Covid und andere Umstände mussten wir 4 Mal verschieben, unzählige Male umplanen und viele Kompromisse eingehen. Und dann hatten wir ja neben unseren eigenen alpinistischen Interessen noch einen wissenschaftlichen Auftrag und damit das ZDF an Bord. Wir haben einen Film über den immer schneller voranschreitenden Klimawandel gedreht. Zwei von insgesamt 6 Wochen wurden wir von einem Wissenschaftler und einem Filmteam begleitet. Unser Auftrag war es, den Wissenschaftler auf den Gletscher des Inlandeises zu bringen. Wir haben diverse Messungen vorgenommen und Schneeproben genommen die Aufschluss über die Niederschlagsmengen geben und damit den Gletscherrückgang.



Der Klimawandel verläuft hier in Patagonien noch viel rasanter als in den Alpen. Die Gletscher zerfallen im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist sehr beeindruckend und macht mich dehmütig. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Verhältnisse für uns Bergsteiger. Konkret waren die Verhältnisse vor Ort sehr bescheiden bzw. anspruchsvoll. Riesige Spalten und Seraczonen, sowie viel Eisschlag haben uns sehr zu schaffen gemacht und Letzten Endes den Zugang zu unseren ursprünglich geplanten Gipfelzielen vereitelt. Wie auch schon 2019 war das Ziel eine Erstbesteigung bzw. Neutour am Cerro Hyades.

Darüber hinaus hatten wir uns vorgenommen aus eigener Kraft mit unseren Packrafts den Rückweg in die Zivilisation anzutreten. Das war schon eine sehr spezielle Erfahrung. Zu dritt sind wir (Robert Jasper, Kameramann Severin Karrer und ich) in 3 Tagen über 30 km den Rio de Soler runtergepaddelt und über den Lago Bertrand zurück nach Puerto Bertrand. Dabei hatten wir im wahrsten Sinn des Wortes den angekündigten Sturm im Nacken.



CARO:
Ich habe als 15/16-jährige in Argentinien gewohnt und bin damals auch schon mit meiner Familie nach Patagonien gereist, aber nicht dort geklettert. Für mich war klar, dass ich irgendwann zum Klettern dorthin zurückkommen würde. Und so war es dann 2013 gemeinsam mit Laure Batoz. Ich war damals ziemlich jung (21 Jahre) und wir sind mit der Einstellung gekommen, wenn wir einen kleinen Gipfel klettern können, dann sind wir schon vollkommen zufrieden. Nach 10 Tagen standen wir auf den Gipfel der Guillaumet. Und dann folgten zwei Wetterfenster, sodass wir am Cerro Torre bis drei Seillängen unter dem Gipfel und den Fitz Roy auf den Gipfel klettern konnten. Nicht schlecht für eine erste Saison in Patagonien. Mein Feuer war entfacht und seitdem war ich ca. acht Mal in Patagonien, zu verschiedenen Jahreszeiten, mal mit richtig schlechtem Wetter und mal mit Wetterglück. Zum Teil wurden aus zwei geplanten Monaten dann auch mal sechs. Für mich ist Patagonien mein zweites zu Hause.

Ich klettere mittlerweile hauptsächlich mit meinen argentinischen Freunden dort und wir haben noch ziemlich viele Ideen und Touren, die wir wiederholen oder erstbegehen wollen. Aber in Patagonien muss man sich ständig neu an Wetter und Bedingungen anpassen, sodass ich nie mit einem konkreten Plan hinfahre.



Dieses Jahr habe ich einige anspruchsvolle Routen mit einem argentinischen Kumpel geklettert. Dabei haben es die Bedingungen nicht immer zugelassen, dass wir bis auf den Gipfel klettern, aber es waren jedes Mal super Erfahrungen.
Anschließend habe ich noch meinen argentinischen Freund auf Guillaumet und Fitz Roy geführt. Er hat bisher noch keine Erfahrung im alpinen Klettern gehabt und ich hatte somit die ganze Verantwortung und musste alles managen. Das ist vom Kopf her etwas ganz anderes, als mit gleichstarken Partnern unterwegs zu sein. Es war eine geniale Herausforderung und ist sehr rund gelaufen.


Was fasziniert dich so an diesem Teil Südamerikas, dem sogenannten "Ende der Welt"?

CARO:
Was mich so sehr fasziniert ist der Mix aus einer einzigartigen Landschaft mit extrem steilen und anspruchsvollen Bergen, die Wildheit und das Abgelegene und die argentinische Lebensphilosophie sowie meine Freunde dort.
 
JÖRN:
Nach Patagonien kommt man entweder nie wieder oder immer wieder. Das Klima ist rau, die Menschen herzlich und es ist keine Seltenheit, dass man mehrmals am Tag alle vier Jahreszeiten erlebt. Zudem gibt es hier, insbesonders unten in Feuerland noch viel Neuland zu entdecken. Beispielsweise haben wir 2010 am Monte Sarmiento de Gamboa die „Odysea de Magellanes“ erstbegangen, 2012 die Sharks Fin erstbestiegen, 2013 mit Gästen in der Magellanstrasse diverse Skitourenberge erstbestiegen und waren 2019 zum ersten Mal im nördlichen patagonischen Inlandeis als zweite Seilschaft auf dem Cerro Lago. Hier unten ist man im wahrsten Sinn des Wortes auf sich selber gestellt. Es gibt kein Backup, keinen doppelten Boden, die Zivilisation ist weit weg. Es gilt: „Hilf die selbst oder es hilft dir Keiner“. Das ist kompromisslos und reizt mich sehr. Der Partner, das Team bedeutet hier Alles. Wer nicht teamfähig ist hat verloren und hier nichts zu suchen. Man wird sehr auf sich selbst zurückgeworfen.



Wie bereitest du dich auf solch eine Expedition vor?

 
JÖRN:
Eigentlich nicht Besonders. Als Berufsbergführer führe ich ja schon weit über 200 Tage im Jahr, da bleibt nicht mehr so viel Zeit. Je nach Ziel und Charakter schaue ich, dass ich vermehrt am Fels bin. Letzten Endes ist der Schlüssel eh die mentale Stärke. Also Durchhaltevermögen, Wille, Leidensfähigkeit und die Fähigkeit sich immer wieder von Neuem zu motivieren. Dieses Mal war die Vorbereitung sehr speziell. Da wir neben vielen weiteren bürokratischen Hürden auch 2 negative PCR Tests benötigten, haben wir uns die letzten Wochen vor der Abreise komplett isoliert.
 
CARO:
Für Expedition in Patagonien muss man sowohl klettertechnisch, Ausdauermässig und auch im Kopf fit sein. Das ist schon eine Herausforderung. Meine Vorbereitung ist immer unterschiedlich, je nachdem ob ich vorher selber am Führen bin oder Zeit habe zum Trainieren. Das Training geht dann dort während dem schlechten Wetter auch immer weiter. Materialmässig habe ich mittlerweile fast alles dort und die Vorbereitung braucht nicht mehr viel Zeit.


Welche Ausrüstung sollte man bei einer Klettertour in Patagonien dabeihaben?
 

JÖRN:
Ich bin sehr dankbar, dass ich seit vielen Jahren von Scarpa und weiteren Industriepartnern unterstützt werde. Diese Zusammenarbeit bedeutet mir sehr viel und ist die Basis dafür, dass ich meine Träume leben kann. Hochwertige Ausrüstung ist absolut essenziell. Wenn dir im Inlandeis etwas kaputt geht kann es sehr schnell sehr sehr eng werden. Auf Expedition verlasse ich mich auf den Phantom Tech HD oder den Phantom 6000 HD. Mein Favorit bei langen alpinen Klettertouren ist der Scarpa Vapor und zum Sportklettern der Scarpa Boostic. Um ins Basislager zu gelangen bzw. als Approachschuh bevorzuge ich den Mescalito. Der ist sehr solide, komfortabel aber trotzdem präzise.

CARO:
Ich bin in Patagonien zum Klettern extremer Fan von meinem Maestro Mid, der kommt auf jede Tour mit! Der ist bequem, um lange zu klettern und schützt meine Knöchel, wenn ich Riss-und Offwidth klettere. Zudem ist es immer gut einen dünnen Schlauch oder Strohhalm dabei zu haben um aus Rissen und Löchern während dem Klettern trinken zu können.


Hattest du bereits die Möglichkeit, Südamerika abseits von Kletterrouten kennenzulernen?

JÖRN:
Klettern und Bergsteigen ist mein Leben. Insofern betrachtet würde ich sagen: Yein. Aber ja, die langen Kletterexpeditionen sind ja auch immer mit Reisen verbunden und damit mit Land und Menschen. Überall auf der Welt, sei es im Iran, in Südamerika oder auch Nepalhabe ich tolle Menschen kennen gelernt und phantastische Landschaften bereist.
 
CARO:
Dadurch, dass ich als Jugendliche in Argentinien gelebt habe, bin ich durch Argentinien, Chile und Brasilien gereist. Damals bin ich auch ein Jahr dort in die Schule gegangen, was meine starke Verbundenheit zu Argentinien geschaffen hat und wodurch ich Spanisch mit argentinischem Akzent rede. Und natürlich habe ich Patagonien auch schon zum Skifahren erkundet.
 

Bergsteigen bedeutet Höhen & Tiefen. Was war deine größte Herausforderung?

CARO:
Die grösste Herausforderung ist mit den Tiefen umzugehen. Das schlimmste ist, wenn Freunde bei Unfällen umkommen. Das ist jedes Mal wieder schrecklich und hat für mich auch schon mein Leben und mein Lebensstil in Frage gestellt.

JÖRN:
Das ist von Mal zu Mal verschieden aber eines bleibt immer: Den „inneren Schweinehund“ zu überwinden.


Deine persönlichen Top 3 Orte in Südamerika?

CARO:
El Chalten, Bariloche, Cochamo
 
JÖRN:
Die letzten Jahre ist mir Feuerland sehr ans Herz gewachsen. Die Gegend um Puerto Guadal gefällt mir sehr gut und zum Klettern ist Cerro Castillo der Hammer.
 

Ein Traumprojekt, das du in den nächsten Jahren umsetzen möchtest?

JÖRN:
Da habe ich noch sehr viele im Köcher, deshalb fällt es mir schwer ein konkretes Projekt zu benennen. Demnächst gehe ich wieder in den Iran um unter anderem die einheimischen Bergführer in Sachen Schnee- und Lawinenkunde aus- bzw. fortzubilden. Das motiviert mich sehr.

CARO:
Meine Traumprojekte in Patagonien verrate ich noch nicht, bevor ich sie nicht angegangen bin. Ich rede lieber erst darüber, wenn ich etwas schon gemacht habe. Aber einen ganz grossen Traum setzen wir dieses Jahr um: Und zwar segeln wir zu acht (alles Frauen) von Frankreich nach Grönland, um dort einen Bigwall erstzubegehen und dann wieder zurück nach Frankreich. Dazu sind wir drei Monate lang unterwegs.



Text: Scarpa Schuhe AG
Bilder: Caro North & Jörn Heller
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